Donnerstag, 27. November 2008

Hoffnung konkret

"Die Stadt" Lima sehen wir nicht, als wir in einen der neuen, durch die Landflucht aus dem Boden schießenden Distrikte fahren, dafür "Städte": Nach endlosen einfachen "Quadros" (mit 2-5-stöckige Wohnhäusern) tauchen die Glaspaläste der Baken auf, die uns beste Ordnung und Wohlstand vorgaukeln. Doch dann bricht diese Scheinwelt mit jeder Autoviertelstunde nach unten durch.
Auf der Panam-Autobahn, die ganz Amerika durchzieht, kommen wir in einen langen Stau: Eine Baustelle? Beim Vorbeifahren stockt uns der Atem: Neben einem Motorrad liegt bäuchlings ausgestreckt der Fahrer, alles ist voller Blut, zwei Helfer heben seine durchgestreckten Arme (Warum?). "Tot?" fragt der Bischof. "Totalmente", ist die kurze Antwort von P. Felipe, und es dauert einige Kilometer, bis wir wieder reden und ein kurzes Gebet sprechen können.
Längst sind wir wieder von der Nord-Süd-Panamerikana weg in Richtung Berge. Sandberge, trotzdem notdürftig von unten bebaut, solange der Untergrund hält. In einer engen, steilen Gasse halten wir.
Hier liegt ein neues Zentrum der "Missionare von der Versöhnung des Herrn der Wunder", wie die Kongregation von Padre Felipe heißt. Ein anderer "Missionero" und eine freudige Schar von Frauen und Kindern führt uns in die neu errichtete Kirche. Einige Frauen des Pfarrgemeinderats erklären, welche Hoffnung von dieser Kirche und von dem darunterliegenden Nähprojekt ausgeht, das Frauen nähen lernt, damit sie es weiterlehren und sie teilweise auch einer Näharbeit nachgehen können.
Bei all der bitteren Armut: Die Frauen wirken edel, selbstbewusst und stolz. Sie organiseren wichtige Schritte der Hoffnung, und als unser Bischof von der katholischen Kirche als einer weltumspannenden, großen Familie spricht, wissen sie, wie das konkret aussieht. Nach vielen Liedern und dem Segen wollen die "Familienfotos" kaum enden.
Zu Mittag sind wir im Haus der sutdierenden "Missioneros". 31 junge Männer bereiten sich 11 Jahre lang (!) auf die Ewige Profess vor, 38 haben es schon geschafft. (Ich rechne kurz durch, wieviel Plätze bei dem Zahlenverhältnis unser Priesterseminar bräuchte. :-) )
P. Felipe erzählt von seinem Konzept: Von Anfang an nur Peruaner aufzunehmen und damit den entscheidenden Schritt zu einer personell eigenständigen Kirche in Peru zu gehen.
Michael Fuchs